Kleinbasler Drogenstammtisch 1990

Reden, zusammen agieren, sich einmischen, die Betroffenheit ausdrücken ... das ist allemal besser, als die Faust im Sack zu machen. Das sagten sich 1990 von der Drogenproblematik Betroffene jeglicher Couleur (Anwohner:innen, Gewerbetreibende, in der Suchthilfe Beschäftigte, Konsumierende) und setzten sich zusammen, um gemeinsam zu besprechen, wo der Schuh drückt und was dagegen zu tun sei. Aus diesem Konsens entstand der sogenannte Kleinbasler Drogenstammtisch, welcher bald einmal weit herum als Beispiel für einen kreativen Umgang mit Problemen bekannt wurde.

Auch wenn die Drogenproblematik in den frühen 1990er Jahren eine andere war: die Symptome erreichten die Kleinbasler:innen im gleichen Masse damals wie heute. Die Situation eskalierte als zur AlDS-Prophylaxe und zur Entlastung des mittlerweile von 200-300 BenutzerInnen pro Abend aufgesuchten Fixerstüblis ein vom Gesundheitsamt organisierter ambulanter Spritzenaustausch-Bus von militanten Bürger:innen in einer unbewilligten Demo am Betrieb gehindert wird und es sogar zu Tätlichkeiten gegen dessen Personal kommt. Es musste schnell ein Format gefunden werden und zu einem ersten Austausch eingeladen: "Eine Verständigung zwischen den direkt Beteiligten wäre ein Versuch, die Eskalation zu stoppen." Die Idee des Stammtischs entstand und so startete am 15.10.1990 der erste Kleinbasler Drogenstammtisch.

Ziele des Kleinbasler Drogenstammtisch 1990

  • Er will zum sozialen Frieden im Zusammenhang mit den Drogenproblemen in Basel aktiv beitragen.
  • Er will auf direktem und unbürokratischem Weg eine Entlastung und Dezentralisierung der Kleinbasler Drogenszene bewirken.
  • Er betrachtet das Drogenproblem im Kleinbasel als Notstand und ist bereit, auch unkonventionelle Lösungen zu finden und allenfalls auch selbst anzugehen.
  • Er bemüht sich um Informationen nach innen und aussen, im engeren Quartier wie auch im weiteren Kleinbasel und im Grossbasel.
  • Er sucht den Kontakt zu anderen Organisationen, Vereinen, zu den Schulen, Kirchgemeinden und sozialen Institutionen, vor allem im Kleinbasel.
  • Er hält den regelmässigen Kontakt zu Behörden und Politikern aufrecht.
  • Der Kleinbasler Drogen-Stammtisch ist auch Gefäss für Probleme, Reklamationen und Kropfleerete für alle Betroffenen.

Quelle: Marie-Louise Narbholz-Kartaschoff "5 Jahre Drogenstammtisch"